Schon im Jahr 2021 hören wir im Zusammenhang mit der Digitalisierung oft von den Vorteilen von smarten Lösungen und der effizienteren Nutzung von Wissen, Energie und Ressourcen.
Dies ist eigentlich erstaunlich, wenn wir sehen wie wenig smart die Informationstechnologie heute eingesetzt wird. Sowohl im Hinblick auf die Vorteile, die sie für uns bringt, als auch im Hinblick auf ihr ökologischen Schaden oder Nutzen.

Erst zu einem sehr kleinen Teil, wird der Nutzen, den wir daraus ziehen könnten ausgenutzt.
So können wir uns ein Zürich im Jahr 2030 vorstellen, in welchem sich nicht nur Einige ab und zu ein to Good to Go Menü holen. Sondern in welchem alle Lebensmittelabfälle, sei in aus den Läden, den Restaurants oder direkt aus der Landwirtschaft zentral erfasst werden.
Mit den essbaren oder schnell zu verwertenden Esswaren könnte mehr als eine Küche Essen für Leute in Not, oder mit wenig Budget zubereiten. Auch ein passendes Menü und die anzahl Portionen könnte automatisiert in kürzester zeit kalkuliert werden.
Aber nicht nur das Restenmenü könnte zu einem Kult werden, um unser Zusammenleben verstärkt zu erleben.
Auch das Koordinieren von Ämtlis wie Kinderhüten, Gärtnern oder gemeinsam genutzten
Werkzeugen, Lastenvelos und Waschmaschinen könnten unser Zusammenleben im Quartier vereinfachen. Jede mögliche Planung können wir uns entscheidend vereinfachen und flexibilisieren und voneinander gegenseitig profitieren. Was sonst ein Vollzeitjob an Planung und Organisation benötigt hätte geht voll automatisiert.
Schon heute ist verglichen mit vor 20 Jahren viel Wissen und viele Funktionen im Internet gratis zur Verfügung. Doch sehr viele Informationen und Dienstleistungen sind heute noch hinter einer Paywall versteckt, obwohl die Entwickler*innen von dem Programm oder Game, schon längst bezahlt wurden für ihre Arbeit. Noch absurder, obwohl sie heute wo anders Arbeiten müssen um sich ihre Brötchen zu verdienen.
Wenn wir mit all den Dienstleistungen für die wir bezahlen im Internet, ob mit Geld oder unseren Daten, nur die Arbeit für die Entwickler*innen und das Instandhalten der Infrastruktur bezahlen würden könnten wir uns schon längst alle Programme leisten, die wir benutzen wollen. Einfach dadurch, dass sie Millionenfach genutzt werden können, wenn sie einmal entwickelt wurden. Genau diesen entscheidende Vorteil, der uns diese Technologie zum speichern und verarbeiten der Informationen bietet wissen wir nicht zu Nutzen.
Stattdessen verdienen sich die Besitzer*innen der Plattformen und Webseiten Millionen daran, alle die nicht zahlen können oder wollen von der Nutzung auszuschließen
Denn ein Problem mit einem Programm oder App dauerhaft zu lösen oder zu erleichtern ist supper unprofitabel. Es kann nicht immer wieder aufs neue verkauft werden.
Anstatt unser Zusammenleben zu vereinfachen nutzen wir das Potential der Digitalisierung dafür, Gewisse Menschen mit einem extrem reich zu machen und ein Machtgefälle in unserer Gesellschaft zu schaffen.

Aber nicht nur die gesellschaftlichen, auch die ökologischen Nutzen der Digitalisierung könnten bis 2030 um ein vielfaches höher sein.
Mit virtuellen Kraftwerken, bei welchen kein Strom erzeugt, sondern lediglich verschiedene Prozesse, die Energie oder Wärme benötigen oder freisetzen erfasst und miteinander gekoppelt werden oder ge-timet werden können enorme Mengen Energie gespart werden. Denn wenn kein Roboter darauf aufpasst, erfassen wir viel seltener, wo gerade Wärme oder Kälte gebraucht oder verschwendet wird. So kann mit der Abwärme von Rechnern ein Treibhaus geheizt werden.
Ein digitales Bauteil und Baumaterial archiv, wie es der Klimastreik in seinem Klimaaktionsplan vorschlägt lässt uns regional vorhandene Baustoffe einsetzen und wiederverwenden. Diese können Stahl und Zement ersetzen. Deren Produktion ist eine der größten CO2-Quellen.Wir können uns vorstellen, wie nicht nur Carsharing bis 2030 zum normalfall wird, sondern auch der Gütertransport der meisten KMUs geschickt koordinieren werden kann und Zürich so nahezu Autofrei wird.

Doch am wichtigsten wird wohl sein, dass wir bis 2030 gemerkt haben, dass auch die digitalen Ressourcen beschränkt sind und wir damit einen sparsamen Umgang finden können.
Zum einen verbraucht das Betreiben aller digitalen Geräten wie auch das senden von Informationen Energie. Momentan verbraucht eine Lastwagen, der Riesige Festplatten von der einen Küste der USA zur anderen fährt weniger Energie als wenn die Daten übers Internet gesendet werden.
Zum andern sind die Daten, die im Internet hin und her gesendet werden und in Clouds gespeichert werden nicht so luftig und immateriell wie sich die dafür verwendeten Begriffe anhören. Sie Speicherung von ihnen passiert auf Hardware, auf handfestem Material. Die Nachfrage danach steigt momentan jedes Jahr mehr an. Die Chips, auf welchen die Informationen gespeichert sind, die Prozessoren die sie verarbeiten, sowie die Kabel und Antennen, die sie versenden werden alle produziert. Dies erfordert nicht nur einen grossen Energieaufwand sondern benötigt auch verschiedenste seltene Erden. Das Abbauen und Anreichern dieser Metalle bedeutet einen weiteren grossen Energieaufwand und Chemieeinsatz.
Doch dieser Energieaufwand und die Emissionen der digitalen Technik, kann gut kompensiert werden, wenn sie dafür verwendet wird, Autofahrten zu verhindern, weniger Zement zu produzieren und einen nachhaltigere Landwirtschaft zu betreiben. Kurz - wenn damit viele andere Emissionen verhindert werden.
Das wichtigst für uns, die auch in Zukunft auf einen intakten Planeten angewiesen sind, ist es also, dass wir bis 2030 lernen die Digitalisierung nur für Prozesse einzusetzen, mit welchen der Energieverbrauch und Emissionen verhindert werden und nicht dafür, sie zu erhöhen.
Denn momentan wird so präzise das Gegenteil davon gemacht, dass wir es fast nicht besser hinbekommen könnten, wenn wir es wollten.
Lorenz Obrist, Biologiestudent & Klimastreik Zürich
18.06.2021